Lebensversicherung Leine

Kurz anleinen für ein längeres Leben

Jeder für sich und doch gemeinsam, ohne Leine, nur durch gegenseitiges Vertrauen verbunden - so wollen wir alle mit unserem Hund durchs Leben gehen. Allerdings birgt diese Vision im realexistierenden Alltag für den Hund ein lebensgefährliches Risiko: Strassen, mehr oder weniger befahren. Eine Gefahr, die unabhängig davon besteht, wie zuverlässig der Hund normalerweise beim Menschen bleibt, wie Hundetrainerin Carmen Trautmann aus eigener Erfahrung betont: Sie sass in einem Auto, das einem ungenügend gesicherten Hund beinahe zum tödlichen Verhängnis geworden wäre.

Ein Schatten aus dem Nichts, gefolgt von einem „Rumms“, der durch Mark und Bein ging! Ein kurzer, aber intensiver und lange nachhallender Schreckmoment!

 

Der Mann hatte nur kurz etwas am Kiosk an der Strasse kaufen wollen. Seinen Hund hatte er - wie gewohnt - an der losen Flexileine. Niemand weiss, warum der Hund plötzlich losrannte, aber er rannte uns direkt und ungebremst vors Auto. Keine Chance zu reagieren. Innerhalb von zwei Sekunden war das Unglück geschehen.

 

Völlig losgelöst von ihren Menschen sehe ich immer wieder Hunde an oder in direkter Nähe zur Strasse laufen. Manchmal laufen sie ohne Leine dicht bei ihren Menschen. Das vermittelt immerhin den Eindruck, dass sie ‘unter Kontrolle‘ wären. Häufig aber laufen sie so weit von ihren Menschen entfernt, dass man erst nach einigem Hin- und Hergucken den vermutlich zu diesem Hund gehörigen Menschen entdeckt. Häufig laufen sie an der Flexileine, ohne dass der Mensch darauf achtet, wie viel Leine der Hund gerade hat und dass er mit dieser Leinenlänge auch ruckzuck auf der Strasse ist.

Die Flexibilität dieser Leinen ist oft Segen und Fluch in einem!

Natürlich ist es toll, wenn der Hund ohne Leine völlig frei herumlaufen kann, sofern die Umgebung passt und sofern der Hund zuverlässig abrufbar ist. Aber an einer Strasse – egal, ob mitten in der City oder entlang einer grösseren Durchgangsstrasse – gehört ein Hund aus meiner Sicht an die (kurze) Leine. Und zwar immer!

Warum?

  • Weil Hunde keine Roboter sind, die man einfach an- und wieder abstellen kann
  • Weil Hunde, egal wie gut erzogen, immer mal ‘Aussetzer‘ haben können und dann allem Training zum Trotze auf die Strasse laufen - und seien es nur 1-2 Ausfallschritte
  • Weil Hunde – wie auch Kinder – sich in vielen Situationen einfach der Gefahren nicht bewusst sind, die solch eine Strasse mit sich bringt
  • Weil man als passierender Verkehrsteilnehmer bitte davon ausgehen dürfen sollte, dass Hunde nicht einfach so plötzlich auf der Fahrbahn rumlaufen.

Die Realität sieht allerdings oft anders aus:

  • Da laufen gerade noch innig mit ihrem Menschen verbunden scheinende Hunde aus heiterem Himmel auf oder über die Strasse, weil sie drüben plötzlich ihren besten Kumpel, die heisse Hündin von nebenan, den Todfeind oder eine potentielle Beute entdecken.
  • Da gehen Hunde mal kurz auf Entdeckungsreise, weil ihre Menschen gerade anderweitig beschäftigt sind (Mobile, Kinder, Nachbarstratsch, …)
  • Da erschrecken sich Hunde vor was auch immer und laufen einfach panisch los.

Ob Flexi, kurze Leine oder Schleppleine - es gibt keine prinzipiell falsche Leine, wohl aber eine falsche Handhabung.   (Fotos, v.l.: Flexi, Hunter, Leashboss)

Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob Hunde an einer kurzen Leine, einer Schleppleine (natürlich immer und ausschliesslich am Geschirr!) oder an einer Flexileine unterwegs sind. Jede Leine hat ihre Vor- und Nachteile. Jede Leine bedarf ihres eigenen, ganz individuellen Handlings, das gelernt und geübt sein will! Ich selbst nutze je nach Umfeld auch unterschiedliche Ausführungen.

 

Zurück zum "Rumms" ... Der Mann wähnte sich an jenem Morgen in trügerischer Sicherheit. Als er seinen Hund vor dem Auto liegen sah, kam natürlich auch das obligatorische 'Das hat der noch niiieee gemacht!'. Der kleine Hund hatte Glück im Unglück. Ein gebrochenes Bein und ein paar Prellungen waren alles, was er unmittelbar an Schaden davontrug. Wir haben uns natürlich noch eine Zeitlang nach dem Heilungsverlauf erkundigt. Das hat den Mann sehr gefreut, der Schreck und die Sorge um seinen Hund sassen tief. Er hat uns nie einen Vorwurf gemacht, denn ihm war klar, dass vor allem er seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt hatte. Das hat uns ein wenig geholfen, den Vorfall zu verarbeiten, aber dieser schreckliche Moment hallt bis heute nach.

 

Ich wünsche allen da draussen, dass ihr Hund nie in einen Verkehrsunfall verwickelt wird, und dass sie nie die Erfahrung machen müssen, ein anderes Lebewesen mit dem eigenen Wagen zu verletzen oder gar Schlimmeres.

Foto: pixabay
Foto: pixabay

Carmen Trautmann, Hundetrainerin und Inhaberin von Hunterbunt im nordrhein-westfälischen Wegberg

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