Hundeknigge

Unser Feind, der harmlose Hund

Sie stellen die Mehrheit im Hundeuniversum, die unkomplizierten Vierbeiner, die "nur spielen" wollen und mal kurz "Hallo" sagen. Doch in den Händen bestimmter Halter werden sie zum Problem. Für Hunde, die nicht spielen wollen. Oder Menschen, die sich über das "Hallo" nicht freuen. Ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit im Umgang mit den "Anders-Artigen".

 

Wenn Sie einen Familienhund haben, also einen, der nix tut und nur spielen oder möglichst vielen Hunden "Hallo" sagen will, dann werden Sie angesichts des Titels ziemlich sicher die Stirn runzeln und sich fragen, was das soll. Wer von Ihnen aber einen „schwierigen“ Hund hat, weiss, worum es geht. Und natürlich ist der Titel so nicht korrekt. Denn es geht hier – wie meistens bei Problemen mit der sozialen Hundeumwelt – nicht um den Hund, sondern den Menschen am anderen Leinenende.

 Und diese Sorte Hundehalter nimmt man auch tatsächlich erst wahr, wenn man selbst einen Hund führt, der nicht dem Bild entspricht, dass man landläufig so im Kopf hat, wenn es um die wunderbare Vision geht, sein Leben mit einem Hund zu teilen. In dieser Vision ist die Welt bevölkert mit gesunden, fröhlichen Hunden, die sich freuen, einander zu begegnen, die glücklich gemeinsam über die Felder rennen, und selbstvergessen spielen bis am Horizont die Sonne untergeht und den Garten Eden mit all seinen Lebewesen in ein goldenes Licht taucht.

In dieser Welt kommen mein Hund und ich nicht vor. Obwohl er ein grossartiger Kerl ist, mit vielen wunderbaren Eigenschaften und Fähigkeiten, ein kluger, verschmuster Vierbeiner, der – diese menschliche Unterstellung erlaube ich mir – sogar über einen gewissen Humor verfügt. Den verliert er allerdings bei der Begegnung mit ihm fremden Menschen und Hunden. Und er verliert ihn an seine Unsicherheit und Überforderung in derlei Situationen. Das ist seine Baustelle, das ist die Altlast, die er mit in unser Zusammenleben gebracht hat, ein Paket geschnürt aus mangelnder Sozialisierung, schlechten Erfahrungen, erlerntem Verhalten – so genau weiss ich das nicht. Es spielt auch keine Rolle. Entscheidend ist für mich, einen Umgang mit dieser „Baustelle“ zu haben, bestehend aus einer Kombination aus Verhaltenstraining und einer Vielzahl von Managementmassnahmen. Damit kommen wir beide und unsere Umwelt relativ stress- und konfliktfrei miteinander aus – soweit das natürlicherweise überhaupt möglich ist, denn ohne Stress und Konflikte gibt es kein Zusammenleben, aber das ist dann noch einmal ein anderes Thema.

 

 

Wir haben in den drei gemeinsamen Jahren viel erreicht, wir beide. Die Übereinkunft, dass Besuch in den „Non-Food-Bereich“ gehört, beispielsweise. Dass wir Menschen das mit dem Bewachen von Haus und Hof supergut selber im Griff haben, er dafür also nicht zuständig ist. Wir nehmen jede Gelegenheit wahr, unter gesicherten Umständen an unserer sozialen Toleranz zu arbeiten, das entspannte Kreuzen anderer Teams zu trainieren und kontrolliert die ruhige Kontaktaufnahme zu üben. All das sind Höchstleistungen in Sachen Impulskontrolle. Und mit einigen wenigen Hunden und deren Besitzern haben sich schöne Kontakte entwickelt, die sogar ein gemeinsames, entspanntes Unterwegssein ermöglichen. Diese Fortschritte bedeuten jedoch nicht, dass mein Hund ein anderer geworden ist, er ist lediglich in der Lage, aufgrund positiver Erfahrungen und unter gewissen Voraussetzungen ein anderes Verhalten zu zeigen. Deshalb bin ich auch weiterhin höchst aufmerksam unterwegs, fast immer allein, scanne ständig die Umgebung und bin „allzeit bereit“, um vorausschauend zu agieren. (Am liebsten begegne ich mittlerweile übrigens Menschen, die selber einen „anspruchsvollen“ Hund führen, weil: man versteht sich wortlos und handelt im selben Interesse.) Natürlich unterlaufen mir trotzdem hie und da Fehler. Und ja, es ist anstrengend, so unterwegs zu sein. Aber das mindert nicht meine Freude, gemeinsam mit meinem Hund die Welt da draussen zu erkunden.

Ausser es kreuzt ein „Familienhund“ ohne Leine oder grad ganz ohne Familie unseren Weg. Also einer der Sorte Hund, die sich ja selber erzieht. Und immer und überall sozial unterwegs ist, und die man auch dem kleinen Sohnemann problemlos für einen Spaziergang in die Hand geben kann, ansonsten ist die Leine eigentlich eine Beleidigung für das herzensgut sonnige Wesen des Vierbeiners. Denn der tut ja schliesslich nix, der Labi, der Goldi, der Bearded Collie, der Border Terrier, der Collie, weil er ist ja – ein Familienhund. So will es der Zirkelschluss der Besitzer. Die hier von mir aufgeführten Rassen sind übrigens nicht willkürlich gewählt, sondern vielerorts als „passt in jede Familie“ empfohlen. Und um es noch einmal ganz klar zu sagen: Nicht diese Hunde sind ein Problem. Sondern ihre im besten Fall naiven, schlimmstenfalls verantwortungslosen Besitzer. Ich selbst kenne ganz viele tolle Exemplare des „Typs“ Familienhund, die sind aber nur deshalb toll, weil es ihre Halter sind.

 

Ein fremder Rüde ignoriert die Rufe seines Menschen und versucht, Kontakt mit den Menschen und Hunden aufzunehmen, die zur Gruppe von Hündin Kimi gehören. Kimi bemüht sich, ihn zu stoppen, da sie keine fremden Hunde an ihrer Gruppe mag, zu der ausserdem ein Rüde zählt, der sehr unleidlich mit fremden Rüden ist.
(Film: Ute Blaschke-Berthold)

 Die Vertreter, um die es mir hier geht, die tauchen plötzlich vor mir auf – worst case ohne einen dazugehörigen Menschen in Sichtweite. Handelt es ich um einen handelsüblich eher aufgeregten Typ, der kein „Nein“ akzeptiert, dann beginnt etwas, was in den seltensten Fällen gut ausgeht: der fremde Hund stalkt meinen, bedrängt, umkreist, umhopst ihn. Ganz übel sind für uns die Artgenossen, die aus grossen Distanzen und in irrem Tempo heranbrettern, manchmal auch mit einer anderen Intention als das von den Haltern immer wieder gerne als Carte Blanche ausgerufene: „Der will nur spielen“. Und selbst wenn: Mein Hund will das nicht. Er kann es in diesem Moment auch nicht. Die mit starken Bewegungsreizen gekoppelte Unterschreitung der Individualdistanz katapultieren ihn sofort in eine höchste Erregungslage. Vor allem wegen der Empfänglichkeit für Bewegungsreize führe ich meinen Vierbeiner auch 90% des Spaziergangs an der Schleppleine. Werden wir während der restlichen 10% von einem der unkontrolliert harmlosen Hunde überrascht und belästigt, dann folgt der weitere Verlauf der Begegnung dem Schema: „steigende Spannung – steifbeiniges Umeinanderkreisen – Initiierung eines Rennspiels durch den anderen Hund als Konfliktlösungsstrategie“. Und das ist eine ganz schlechte Idee, denn meiner verfällt ins Hetzen. Eine äusserst frustgeladene Angelegenheit, weil mein Hund gegen Langstreckensprinter wie z.B. einen Goldie keine Chance hat. Sollte dann doch noch irgendwann der zum anderen Hund gehörende Mensch auftauchen, dann ist das Entsetzen gross: denn mein Hund ist ein Rottweiler. Was dazu führt, dass – unabhängig vom eigentlichen Zustandekommen der Situation – klar ist, wer hier am Ende der „Täter“, wer das „Opfer“ ist.

Das macht derlei unschöne Begegnungen noch ein wenig unschöner. Aber schön sind sie auch dann nicht, wenn man einen sozial unsicheren Dackel hat. Oder einen sehr alten Pudel. Oder auch einen kranken oder einen rekonvaleszenten Labi. Für sie alle und die dazugehörigen Menschen ist es eine nervenzehrende Zumutung von einem allein umherlaufenden Hund belästigt und bedrängt zu werden. Meinen Hund und mich wirft jede dieser Begegnungen wieder einen Schritt zurück in dem Bemühen, positive Erfahrungen mit der sozialen Umwelt zu sammeln. Vor allem aber: Es gibt da noch die anderen, die in unserer Gesellschaft die Mehrheit stellen. Menschen, die keinen Hund haben und auch keinen wollen. Weil sie Angst vor ihnen haben oder sie einfach nicht mögen. Es gibt Jogger. Velofahrer. Eltern von kleinen Kindern. Alte Menschen, die einem Hund, der sie anspringt unter Umständen nicht Stand halten.

 

 

Über was sich zu viele Halter stalkender Hunde anscheinend nicht im Klaren sind: Sie verstossen mit ihrer Verantwortungslosigkeit gegen Paragraph 9 des Hundegesetzes. Und ignorieren, dass es mithin in unserem eigenen Interesse ist, sich an einen Minimalsatz von Grundregeln zu halten. Als Beitrag zu einem weitestgehend konfliktfreien und entspannten Miteinander. Mit anderen Hundemenschen. Und erst recht mit Menschen ohne Hund. Wenn wir keine weiteren Verschärfungen der Hundeverordnung wollen, dann müssen wir uns an die Regeln halten. So einfach ist das.

Daher meine Bitte an alle Hundetrainerinnen und Hundetrainer: Vergessen Sie uns nicht, die wir einen anspruchsvolleren Hund führen, wenn Sie Ihre Kundinnen und Kunden auf die Welt da draussen vorbereiten. Thematisieren Sie uns, als einen Teil der Mensch-Hund-Welt, der sicher eine grössere Verpflichtung eingeht mit einem schwierigen Hund, deshalb aber nicht weniger Rechte hat. Wir Hundemenschen müssen uns aufeinander verlassen können. Und die Menschen ohne Hund müssen sicher sein dürfen, dass es unser Ziel ist, für ein respektvolles und sicheres Zusammenleben zu sorgen. Hundetrainerinnen und Hundetrainer haben die Chance und in meinen Augen auch die Pflicht, künftige Hundehalter für dieses Ziel zu sensibilisieren. Ob die diese Verantwortung im Alltag dann auch wahrnehmen, dafür gibt es keine Garantie. Dass sie aber mit einem Hund auch diese Verantwortung übernehmen, das sollten sie wissen.


Martina Monti, freie Journalistin, Redaktorin und Autorin (www.dieredaktorin.ch) und freiwillige Mitarbeiterin in der Hundebetreuung des Tierheims Pfötli

- Mein Hund heisst Basi (Basinski, Stinker, Grosser, Büffel, Dicker, Schnuutzel, Schnarchratte, Ömel)

- Mein Motto im Umgang mit Hunden: Mit Herz und Verstand, weil es nicht reicht, es gut zu meinen.
- Der Film, in dem mein Hund die Hauptrolle spielt, hätte den Titel "Der Jäger des verlorenen Kongs"

- Mein Lieblingsbuch zum Thema Hund: Fürs Herz "Ein Freund namens Henry" von Nuala Gardner";
   für den Verstand: "How Dogs Love Us" von Gregory Berns und "Vom Mitgefühl der Tiere" von Marc Bekoff und Jessica Pierce

- Was ich an meinem Hund besonders liebe: Sein bedingungsloses Vertrauen in mich und seine Samtöhrchen
- Der erste Hund in meinem Leben war ein Pudel und hiess Cicco

Kommentar schreiben

Kommentare: 64
  • #1

    Marion Oberender (Montag, 21 März 2016 09:39)

    Besser kann man es nicht sagen. Danke.

  • #2

    Alexandra Pesxh (Montag, 21 März 2016 12:06)

    Toller Artikel. Ich wünschte, genau die "besagten" Hundehalter würden das auch lesen und mal "in sich gehen" und ihr Verhalten mal überdenken....

  • #3

    Tina (Montag, 21 März 2016 12:40)

    Super geschrieben, vielen Dank!
    Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie oft ich in die Situation gerate mich rechtfertigen zu müssen weil ich meinen Hunde vor Verletzungen durch heranbretternde "der will doch nur spielen Kandidaten" schütze. Dabei hat mein Hunde "bloß" das Problem, dass er nicht körperlich verletzt und beschädigt werden möchte. Eigentlich kein Problem, sondern eine Selbstverständlichkeit. Stellen Sie sich vor, Sie würden wandern und jedem Wanderer dem Sie begegnen entgegenschreien: "Bitte schlagen sie mich nicht, ich habe bereits Rückenschmerzen. Und wenn sie mich jetzt angreifen, dann kann ich wochenlang nicht mehr wandern gehen" Wahrscheinlich würde Sie jeder Wanderer für irre halten. Aber so ähnlich erleben Hunde mit Besonderheiten im Bewegungsapparat oft ihre Spaziergänge. Und ob der ungefragt in einen andern Hund hineinbretternde Hund nun einen Wirbel verschieben wollte oder nicht, ist für die Schmerzen und die Folgen des verletzen Hundes irrelevant.

  • #4

    Sigrid Lüber (Montag, 21 März 2016 13:54)

    Danke; Martina, für diesen tollen Artikel. Du sprichst mir so was von aus dem Herzen. Ich hoffe, der Artikel wird von vielen Menschen gelesen, die sich vorher noch nicht so viele Gedanken über Hundebegegnungen gemacht haben. Mir tut der Artikel gut, weil er zeigt, dass es ausser unseren Hunden auch noch andere gibt, die besondere Bedürfnisse haben und es schätzen wenn andere Hunde höflich auf sie zugehen.

  • #5

    trixi (Montag, 21 März 2016 14:13)

    Vielen Dank für diesen Artikel! Ich hab einen second Hand Hund der Probleme hat mit allem was Beine besitzt und so einen Rüpel nicht nur Hetzen sondern leider auch töten würde :(
    Daher sichern wir ihn mit einem Maulkorb um Hunde solcher Idioten zu schützen...

  • #6

    Corinne (Montag, 21 März 2016 15:27)

    Super Beitrag danke....ich habe einen "familienhund" sehr sozial, eine tolle Hündin. Ich werde immer mal wieder als kontrollfreak bezeichnet, da ich meine Hündin immer zu mir rufe, wenn ein anderes Hundeteam kommt, dann muss sie bei mir bleiben und fuss gehen...wir hatten auch oft solche Probleme mit unserem verstorbenen Goldie, der auch viele rüden nicht leiden konnte. Vor allem als er alt wurde, kämpfte ich immer wieder, dass er doch bitte in Ruhe gelassen wird. Hier kommen dann aber auch so Bemerkungen....das ist aber doch ein Goldi.....dieser Welt, dieser Gesellschaft würde ein wenig mehr gegenseitiger Respekt nicht schaden....angefangen bei den zweibe

  • #7

    Anke (Montag, 21 März 2016 16:05)

    Ich sehe durchaus zwei Seiten der Medaille, wie fast immer und überall im Leben. Denn auch ich habe schon Hunde geführt, die keinen Kontakt wollten und dies auch notfalls durchgesetzt hätten. Aber ja, ich habe auch Tutnixe. Mein anfängliches Bestreben, alle anderen Menschen dazu zu "erziehen", ihre Hunde nicht zu meinen zu lassen, war hoffnungslos - und wird es wohl - trotz all der gut gemeinten Ratschlagstexte wie diesem hier - auch bleiben. Ich habe längst umgedacht und glaube, ich kann nur mein eigenes Verhalten ändern und nicht das der restlichen Umwelt. Also versuche ich, mit schwierigem Hund Gegenden zu meiden, die von "Tutnixen" wimmeln, versuche meinen Hund abzuschirmen, falls es doch einmal zu Begegnungen kommt, gehe im schlimmsten Fall auch mal einen anderen Weg. DENN - und jetzt komme ich als ebenfalls Tutnixe-Halter. Ich kann nicht erwarten, dass alle Tutnix-Menschen ihre Hunde künftig dauerhaft an der Leine führen, weil mein Hund nicht "wesensfest" ist.
    Ich lebe in einer hundereichen Stadtrand-Gegend und hier laufen fast alle Hund frei und hier laufen viele Hunde. Der allergrößte Teil ist sozialverträglich. Ja und das meiner Meinung nach auch deshalb, weil die Menschen hier kein großes "Geschrei" um bzw. gegen Sozialkontakte machen. "Alle Jubeljahre" kommt mal ein "Tutnix-Hasser" mit angeleintem Hund, erlebt hier aus seiner Sicht sicher einen Spießrutenlauf, schreit jeden an, er würde sie alle anzeigen, sie sollen gefälligst ihre Hunde anleinen..... um sich dann vernünftigerweise eine andere Gegend für sich und seinen Hund zu suchen. Sorry, ich muss einfach mal für die "Gegenseite" in die Bresche springen. Würden alle Mütter ihre halbwüchsigen Kinder "anketten" oder vom Spielplatz fern halten, ....., weil einzelne, vielleicht schüchterne oder sonst wie "unverträgliche Exemplare" mit lärmenden, spielenden, vielleicht auch mal schubsenden Kindern überfordert sind?
    Ja, jetzt könnt Ihr mich alle kräftig zerreißen. Aber da ich beide Seiten kenne, und eben alles im Leben zwei Seiten hat..... möchte ich hier auch mal die "Gegenseite" vertreten. :-|

  • #8

    Martina (Montag, 21 März 2016 17:38)

    @Anke: Also, zunächst mal gibt es keinen Grund, dich zu zerreissen. Weil deine Erfahrungen ja weder richtig noch falsch sind, sondern eben: Erfahrungen. Gleichwohl eine Bemerkung dazu. Abgesehen von den subjektiven Erfahrungen, die wir alle machen, funktioniert das Zusammenleben in einer Gemeinschaft nicht ohne Regeln, auf die wir uns alle einigen sollten. Dazu gehört u.a. in der Hundewelt auch, dass ich entweder meinen Hund nicht ausser Sichtweite rumrennen lasse und gegebenenfalls sicher zurückrufen kann. Oder dann eben an der Leine führe. Ich wüsste nicht, warum diese Regel nicht sowohl für die "schwierigen" Hunde gelten sollte wie auch die Tutnixe. Insofern denke ich sehr wohl, dass Hunde, die nicht kontrollierbar bzw. abrufbar sind - spätestens bei Sichtung eines anderen, angeleinten Hundes - an die Leine gehören. Das ist für mich eine dieser Regeln, dich nicht verhandelbar sind. Es geht mir auch nicht darum, ein "Geschrei gegen Sozialkontakte" zu machen, wenn es für beide Hunde stimmt, dann gibt es ja auch nichts schöneres für das Sozialwesen Hund. Wenn es aber für einen nicht stimmt, dann stimmt es insgesamt nicht. Ich weiss nicht, wie es dir geht, aber wenn ich durch die Stadt gehe, habe ich auch keine Lust, von jedem fremden Menschen, der mir begegnet angesprochen oder angefasst zu werden. Gibt es einen Grund, warum das für einen Hund zumutbar sein soll? Es bringt für die Diskussion dieses Themas glaube ich auch nichts, wenn wir "die Extremisten" beider Gruppen ins Feld führen: Weder der "Tutnix-Hasser" noch der "Was-schaffen-Sie-sich-auch-einen-Probkemhund-an"-Tutnix-Besitzer ist repräsentativ, davon bin ich überzeugt. Durchaus häufig genug anzutreffen sind jedoch - und davon zeugen auch die bisherigen Kommentare - diejenigen Hundebesitzer, bei denen "der tut nix" ein Synonym für "ich kann ihn nicht abrufen" ist. Und denen kann man leider auch nicht zuverlässig ausweichen, weil die sich eben auch nicht nur in einem bestimmten Areal aufhalten und unter sich bleiben. Das ist leider meine Erfahrung. So sehr auch ich zu denen gehöre, die ausweichen, wo sie nur können, die ihre Spaziergänge ganz bewusst und ohne zu jammern in Gebiete verlagern, in denen nicht alle hundert Meter eine Hundebegegnung ansteht. Ergo: So lässt sich dieses Problem auch nicht lösen. Weil es letztlich an der Ursache vorbei geht. Und die besteht meiner Meinung nach eben in den Hundehaltern, die sich nicht an den von mir im Beitrag so genannten Minmalsatz von Regeln halten können oder wollen. Um es noch einmal anders zu formulieren: Kein Hund muss "dauerhaft an der Leine" geführt werden, wenn er zuverlässig abgerufen werden kann. Insofern mute nicht ich als Halterin eines sozial unsouveränen Hundes den Tutnixen ein Dauerlaufen an der Leine zu - sondern die Halter der Tutnixe selbst. Last but not least: genau betrachtet geht es hierbei nicht nur um einen gutgemeinten Ratschlag. Sondern im Kern um den Hinweis, dass Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht von einem Hund belästigt werden wollen - zumindest in der Schweiz - durch das Gesetz geschützt sind. Und dass wir, jeder und jede einzelne Hundehalter(in), durch unser Verhalten mit darüber entscheiden, ob wir uns mit unseren Hunden - ob Tutnix oder Tutwas - noch einigermassen frei bewegen können.

  • #9

    chris (Montag, 21 März 2016 17:48)

    Respekt!

  • #10

    Meike Hagt (Montag, 21 März 2016 17:56)

    Liebe Martina!
    Dein Artikel gefällt mir gut und trotzdem habe ich ein"aber" mein Hund und ich gehen von Anfang an also seit seinem 4. lebensmonat in die hundeschule. Wir haben dann auch die hundeschule gewechselt weil wir nicht kompatibel mit den anderen super gut erzogenen Hunden und barfenden Haltern waren(ich kann das Blut nicht sehen). Und jetzt läuft es auch wirklich gut - aber er ist schon mal ein Rüpel und nähert sich fremden Hunden auch wenn ich es nicht erlaube, auf eine aufdringliche Art . Und dann schäme ich mich und übe noch mehr mit ihm und natürlich trainieren wir Rückruf, bleib und leinenführigkeit und und und .. Und ich habe beschlossen das ich nicht immer alles richtig machen kann und mich möglichst nicht mehr schäme für meinen knapp Dreijährigen mischling ( labbi/aussie/ border Collie) sondern versuche es beim nächsten mal besser zu machen. Mein Hund ist toll und ich werde es hoffentlich auch irgendwann sein und wünsche mir für die Zukunft einfach mehr Verständnis unter Hundebesitzern anstatt die " anderen" zu be- oder auch verurteilen. LG Meike

  • #11

    Martina (Montag, 21 März 2016 18:43)

    Liebe Meike, danke dir für deinen Kommentar. Ganz spontan habe ich beim Lesen deiner Zeilen gedacht: die Meike ist ja gar nicht gemeint. Den Unterschied zwischen den Hundehaltern, um die es mir in meinem Text geht, und dir liegt in deiner Haltung: Du versuchst, es beim nächsten Mal besser zu machen. Wir alle machen Fehler, belohnen zu spät, passen eine Sekunde nicht auf, schätzen eine Situation falsch ein, rufen den Hund den entscheidenden Moment zu spät von einer Spur ab. Trotz allen Trainings, aller Bemühungen: weder wir und damit auch nicht unser Hund sind perfekt oder werden es je sein. Wozu wir aber meiner Meinung nach verpflichtet sind, das ist das Bemühen, aus Fehlern zu lernen. Das ist ja im Leben generell so und ausserdem die Voraussetzung für jeden Fortschritt, jedes Besserwerden. Insofern, aber auch nur dann, machen Fehler sogar Sinn, weil sie uns zeigen, wo es noch etwas zu tun gibt. Ich kenne das Gefühl, mich für meinen Hund zu schämen, sehr gut. Und ganz ehrlich: es gibt für mich kein schlimmeres Gefühl, denn das hat einerseits etwas von Im-Stich-lassen und Verrat an dem Lebewesen, das andererseits in einer bestimmten Situation von mir nicht die Unterstützung oder Anleitung bekommen hat, die es gebraucht hätte, um die Situation besser zu bewältigen. Damit diese Erfahrungen nicht umsonst sind, gibt es nur eins: aus ihnen lernen. Und für mich macht genau das einen "tollen" Hundebesitzer aus, der Wille, mit und vor allem für seinen Hund zu lernen. Insofern würde ich sagen: mach weiter so. Lass dich nicht beirren von denen, die so tun, als hätten sie noch nie etwas falsch gemacht. Diese Menschen haben einfach ein schlechtes Gedächtnis. Und ja, ganz generell wäre ein verständnisvollerer, konstruktiverer Umgang untereinander und mit Menschen ohne Hund wünschenswert. Dazu gehört zum Beispiel eine Kontaktaufnahme zwischen den Menschen, bevo sie ihre Hunde zueinander lassen. Oder ein "Entschuldigung", wenn mal was schief gegangen ist. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich gesagt, dass es mir nicht um eine Verurteilung derer ging, denen mal ein Fehler unterläuft. Sehr wohl aber kritisiere ich die Haltung derer, die meinen, dass "die anderen" halt damit klarkommen müssen, weil die ja den "Problemhund" haben. So, und jetzt wünsche ich dir noch ganz viel Freude an und mit deinem Hund!

  • #12

    Sonja Witting (Montag, 21 März 2016 19:55)

    leider haben die meisten Hundehalter der "Tutnixe" noch nie einen Hundetrainer persönlich getroffen und halten das alles für überflüssigen Blödsinn. Ich habe selber einen Hund, der nicht unbedingt den Kontakt zu jedem anderen Hund haben will und dies auch lautstark kundtut, und da er dazu auch noch eine "Fußhupe" ist heißt es dann ständig "die kleinen sind immer die frechsten." Nein, sind sie nicht, aber wenn man grade mal knapp 10 kg wiegt und dazu noch Probleme mit dem Rücken hat ist es nicht lustig, von 30 kg einfach so mal eben umgenietet zu werden. Mit etwas mehr Rücksicht auf alle könnte das Leben so einfach sein...

  • #13

    Katarina (Dienstag, 22 März 2016 00:08)

    Liebe Martina, dein Text spricht mir aus der Seele! Ich habe vor 10 Monaten eine ca dreijährige Tierschutzhündin übernommen, die enorme Probleme im Umgang mit anderen Hunden und einen entsprechend hohen Stresslevel hat. Ist sie nicht an der Leine, weicht sie aus oder "versteckt sich" hinter mir; angeleint wird sie aggressiv... Sie war eine Strassenhündin in Mallorca, wurde schwer verletzt neben der Autobahn gefunden, vom Tierschutz zusammengeflickt und kastriert. Ich habe sie übernommen und aufgepäppelt; unterdessen wiegt sie fast 35 kg und ist richtig gross - und auch noch schwarz... Im Sommer erwischte sie leider einen Giftköder, was sie fast nicht überlebt hätte. Sie trägt also ein ganz schön schweres Päckli mit sich herum! Wir lernen gut mit- und voneinander, dennoch hörte ich von einer gewissen Sorte Hundehaltern schon Sprüche wie "Hau doch ab mit deinem Kampfhund-Verschnitt...!" Ja, sie ist schwierig! Und wenn sie knurrt, die Zähne fletscht und die Haare sträubt, ist sie sogar mir nicht ganz geheuer. Aber sie kann auch ganz anders: Mit Kindern ist sie unglaublich zart und sanft. Und mit einem behinderten, älteren Rüden ging sie rührend rücksichtsvoll um, passte ihr Tempo seinem an und legte ihm ihren Ball vor die Schnauze, damit er auch einmal "tschutten" konnte (die Halterin des Rüden ängstigte sich zuerst, war dann aber positiv überrascht und freute sich mit). Ich gehe mit meiner Hündin in die Hundeschule und werde mit ihr demnächst zu einer Verhaltenstrainerin gehen, weil ich spüre, dass sie mit dem Stress nicht gut zurecht kommt (und ich auch nicht). Wir werden schon einen modus vivendi finden, der uns beide glücklich macht! Und inzwischen lehrt sie mich Geduld ... das ist ja auch etwas!

  • #14

    Beatrix Cordioli (Dienstag, 22 März 2016 07:48)

    super geschrieben, hoffentlich lesen das auch die richtigen Hundehalter

  • #15

    Carsten (Dienstag, 22 März 2016 08:49)

    Liebe Martina, erstmal ein großen Dank der Text ist ganz toll geschrieben. Sehe ich ganz genauso. Allerdings ist es bei mir sehr viel ohne Leine, ich hatte das Glück meinen Hund mit 1woche kennen zu lernen. Hab ihn dann 12 Wochen begleitet bei Hundemama, also sehr oft besucht. So konnte sie sich entwickeln. Anschließend haben wir 1.5Jahre Sozialisierung in der Hundeschule erlebt mit Welbenkurs, Junghundekurs 1& 2 haben die Begleithundeprüfung vor dem 2. Lebensjahr erreicht und jetzt machen wir THS. Der Hund ist zuverlässig ich kann sie in jeder Situation abrufen und wenn mein gegenüber eine Leine am Hund hat ist es kein Problem für mich sie anzuleinen. Und jetzt meine Erfahrung damit. Eines Tages lief ich auch Gassi am Horizont ein Herrchen mit Hund an der Leine diese hing locker auf dem Boden und der Hund lauerte und fixierte meinen Hund ich lief auf der anderen Straßenseite mit Leine und wollte vorbei. Sprach aber den Mann an ob er die Leine nicht kurz nehmen kann sein Hund würde Lauern. Er hat nix verstanden. Un dem Moment rasste sein Hund auf meine Hündin, biss sie und riss ihr Haare raus. Und das schlimmst für diese Aktion wurde der Hund getreten, da war ich fassungslos.Da sage ich euch ne Leine hat da nicht geholfen es braucht den Verstand der Menschen. Wenn ich mir einen Hund kaufe habe ich verdammt nochmal die PFLICHT mich um seine Erziehung zu kümmern. Jeden Tag es ist ein Geschenk einen glücklichen Hund zu sehen seine reine Seele dieses strahlen. Ich liebe diese Tiere.

  • #16

    Martina (Dienstag, 22 März 2016 09:32)

    Liebe Katarina, ja, das ist ein ganz schönes "Päckli", das ihr beide da tragt. Das Phänomen des, ich nenn's jetzt mal "Dr. Jekyll und Mr. Hyde", das kenne ich aus eigener Erfahrung: zu Hause ein entspannter Hund, draussen ein Vierbeiner, dem alles zuviel ist und auf den die Reize ungefiltert einprasseln. Dass er ausserdem zu den in Motorik und ""Benehmen" nicht gerade als filigran zu bezeichnenden Molossern gehört, kommt bei der Gestaltung der Kontakte erschwerend hinzu. Ebenfalls aus eigener Erfahrung kann ich sagen: der Unterschied zwischen drinnen und draussen wird geringer, das passende, regelmässige Training und keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorausgesetzt. Was nun die von dir zitierte "gewisse Sorte Hundehalter" betrifft, die sind wie Heuschnupfen im Frühling: nervig, ärgerlich, lästig, braucht kein Mensch - aber ich lass mir doch nicht den Frühling verderben. Klappt - je nach Tagesform - nicht immer gleich gut, aber auch hier hilft regelmässiges Üben. Und bei all dem hilft, ist unverzichtbar, was dich deine Hündin lehrt: Geduld. Auch mit dir selbst. Viel Glück euch beiden!

  • #17

    Liesch Marcel (Dienstag, 22 März 2016 13:59)

    Ja ich habe auch so eine Begleiterin. Ich kann sehr genau nachvollziehen was Sie erleben. Es geht mir auch täglich so, doch nichts kann uns zwei den Spaß verderben.
    LG Marcel

  • #18

    Frauke (Dienstag, 22 März 2016 14:56)

    Vielen Dank, genau so ist es!!!!!! Am besten ist dann noch " wir haben aber Leinenbefreiung", da platzt mir oft das Hemd. Diese Hundehalter meinen,sie haben einen Freifahrtschein und es läuft schon.....

  • #19

    Uschi Krechel (Dienstag, 22 März 2016 15:03)

    Hallo ich kann sie voll und ganz verstehen erlebte ich bisher gerade solche Situationen zu Hauf erst führte es dazu das ich mit meinem Hund einem Deutschen Schäfer noch dazu in "bösem" grau dann meine Runden drehte wenn hoffentlich kein anderer unterwegs war oder ganz woanders hin fuhr. Diskusionen habe ich auch unendliche viele geführt mit "Der tut nix - der/die will nur spielen- die regeln das untereinander-Fraktion hoffnungslos. Leider musste ich meinen Dicken im Januar einschläfern lassen und ob sie es glauben oder nicht ich überlege ernsthaft mir genau aus den vorher genannten Gründen keine Fellnase mehr in meine Familie zu nehmen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg mit Ihrer Fellschnauze und ENDLICH auch viel mehr Hundehalter mit Herz Verstand und Hundewissen.

  • #20

    Martina (Dienstag, 22 März 2016 16:59)

    Liebe Uschi Krechel, vor ein paar Jahren, genauer gesagt, bevor ich den Büffel zu uns holte, hätte ich Sie wohlmöglich nicht verstanden. Mit Haut und Haaren dem Traum verschrieben, endlich einen eigenen Hund zu haben, hätte ich ziemlich sicher gedacht: Geht das, dass man Hunde liebt, und dann keinen mehr will, weil andere einem das das Leben mit einem Hund verleiden? Heute, nach dreieinhalb Jahren mit unserem Rottweiler kann ich das gut nachvollziehen. Und trotzdem stimmen mich Ihre Zeilen traurig. Denn ich bin trotz allem immer noch optimistisch, und das liegt nicht zuletzt daran, dass immer mehr besser ausgebildete Hundetrainerinnen und -trainer künftige Hundehaltende besser auf ein Dasein mit Hund und allen Verantwortlichkeiten vorbereiten. Bis sich das in einem insgesamt merklich entspannter funktionierenden Alltag mit Hund niederschlägt, wird es unter Umständen noch etwas dauern. Aber es wird besser werden. Wir dürfen einfach nicht in unseren Bemühungen nachlassen, einen Beitrag zu leisten, und sei er noch so klein. Ihnen wünsche ich von Herzen, dass Sie die Entscheidung treffen, die ganz einfach und vor allem für Sie stimmt.

  • #21

    Ute Budenz (Dienstag, 22 März 2016 17:48)

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Der gesamte Kommentar spricht mir voll aus Seele. Danke ;-)

  • #22

    Andrea (Dienstag, 22 März 2016 17:51)

    Du schreibst von mir und meinem dogo... bin sprachlos Danke danke für diesen wunderbaren Text! Mittlerweile bin ich dazu übergegangen solchen Menschen zuzurufen das mein Hund beißt wenn sie ihren nicht anleihen .... es bricht mir jedes mal das herz aber es funktioniert leider sehr gut!

  • #23

    Svenja (Dienstag, 22 März 2016 20:11)

    Zu # 2: die besagten Hundebesitzer werden das nicht lesen, die machen ja alles richtig, immer und überall. Selbst ein gelbes Band schützt meine Panik Bernhardiner Dame nicht vor den Ignoranten unter den Hundebesitzern. Und halt mal 80 KG, die in Panik geraten

  • #24

    Nicole (Dienstag, 22 März 2016 20:15)

    Jeden Tag auf ein neues erlebe ich das.Manchmal ist man schon etwas Mutlos,aber für meinen Hund stehe ich es weiter mit ihm durch.
    Es ist traurig wie ignorant die Menschen geworden sind,nur wie Du es selber beschreibst passiert was bist Du der böse.
    Ein sehr guter Beitrag

  • #25

    Sabine (Dienstag, 22 März 2016 23:02)

    Genau das hab ich erlebt, wir sind mit unserem Kooiker an der Leine im Industriegebiet gelaufen, auf einmal rannte ein Riesepudel aus einem geöffneten Kofferraum auf uns zu. Er umkreiste uns wild und machte unseren Hund so ganz verrückt. Er hatte seinen Spass. Und sicher, er hat uns nicht angegriffen, aber es war sehr unangenehm, da wir schliesslich auf einer öffentlichen Strasse waren und den Hund nicht schnappen konnte. Die Besitzerin konnte ihn nicht abrufen und auch nicht aufhalten.

    Seit diesem Erlebnis ist unser Hund gar nicht gut auf Hunde eingestellt, die ihm zu wild zu nahe kommen, wenn er angeleint ist. Er greift nicht an, aber zeigt sehr schnell, dass man ihn Ruhe lassen soll. Normalerweise ignoriert er alle Hunde angeleint und läuft schön vorbei.

    Nur viele meinen, die Hunde müssten ja unbedingt sozialen Kontakt haben. Unser Hund hat seine Kollegen und mit den läuft es super und ihm reicht es auch mit dem Dogsitter im Rudel zu laufen.

    Gruss
    Sabine

  • #26

    Cäcilia (Mittwoch, 23 März 2016 07:15)

    ich führ meine 2 kleinen Hunde immer an der Leine , weil die Begegnung mit größeren Hunden , die eh nix tun oder nur spielen wollen, zu Panik führt. Es ist dann jedesmal ein Rückfall in die Unsicherheit . Bin oft schon beschimpft worden wegen Tierquälerei weil Hunde müssen frei sein. Den Freilauf haben die Beiden sowieso . aber nicht dort wo große für sie lästige Hunde sind

  • #27

    Fuhrer Nadja (Mittwoch, 23 März 2016 07:16)

    Liebe Martina
    Diese Probleme kenne ich sehr gut, denn meine Jack Russel Hündin ist - wie ich es immer wieder sage - nicht hundecompartibel. Ob es ein Angriff eines Cockerspaniels war als meine drei Monate jung war oder ob es die falsche Hundeschule war, sicher war auch mein Verhalten zu unsicher, heute 10 Jahre später ist das nicht mehr relevant. Sie hat nach dem damaligen Angriff jeden Hund verbellt und ist sehr aggressiv geworden gegenüber anderen Hunden. Egal welcher Rasse und welcher Grösse, sie knurrt, stellt den Kamm und dann beginnt die Bellerei und das Gezerre an der Leine.bGut im schlimmsten Fall kann ich sie hochheben, doch stosse auch ich immer wieder auf die Problematik, dass andere Hundebesitzer einfach nicht kapieren wollen, dass wir in Ruhe gelassen werden wollen.

    Als zukünftige Hundetrainerin werde ich genau an dieser Thematik arbeiten, denn wie weiter oben schon beschrieben, auch wir Menschen möchten .nicht dauernd angerempelt und gejagt werden. Übrigens es ist nicht mein erster Hund, wir hatten seit 40 Jahren immer Hunde, jeder war gut erzogen und keiner hatte Probleme mit anderen Hunden, ausser eben jetzt die kleine Jack Russel Hündin. Es ist also nicht so, dass ich keine Ahnung von Hunden habe, wie mir oft vorgeworfen wurde.

    Du schreibst sehr gut und ich werde mir die Page merken. Ich wünsche Euch allen einen schönen und stressfreien Tag.
    Liebe Grüsse
    Nadja

  • #28

    Lasse Gaette (Mittwoch, 23 März 2016 08:40)

    Was die Hunde immer wieder zurück wirft, ist nicht die Begegnung, sondern die Unfähigkeit der eigenen Besitzer diese Begegnung zu Managen.

  • #29

    Karin J. (Mittwoch, 23 März 2016 11:00)

    DANKE ... besser kann man dieses Thema nicht in Worte fassen... Ich habe selbst 3 Hunde von denen eine nicht wirklich etwas mit fremden Artgenossen am Hut hat. Es spielt auch keine Rolle, ob Männlein oder Weiblein... Sehe ich jemanden mit Hund auf mich zukommen, nehme ich alle drei an die Leine...und erwarte das Gleiche auch von der/dem Entgegenkommenden...Vor allem Männer scheinen da ein echtes Problem mit zu haben... Sprüche wie "die machen das unter sich aus" kann ich schon nicht mehr hören... :-( .

    Wir als Hundehalter tragen die Verantwortung für unsere Vierbeiner - sowohl gegenüber anderen Menschen als auch Hunden.... Ich würde mir wünschen, dass sich das ALLE Hundehalter endlich mal zu Herzen nehmen...

    Diesen Artikel werde ich auf meiner fb-Chronik teilen in der Hoffnung, dass er weit verbreitet wird .. Noch mal: DANKE <3

  • #30

    Susa (Mittwoch, 23 März 2016 12:47)

    Vielen lieben Dank für deinen tollen Bericht...
    Es geht mir 100 % genau so...
    Mein anspruchsvoller Rottweiler Rüde ist 7 Jahre (Kastriet) zwar.. aber kein Spielkind und wird es auch nicht werden.
    Du hast so Recht mit der Aussage dass WIR Immer in Verantwortung gezogen werden wenn etwas passieren würde. !!

    Du sprichst aus meiner Seele und dafür ein riesen Dankeschön & Kompliment

  • #31

    Martina (Mittwoch, 23 März 2016 14:09)

    Allen, die hier einen Kommentar hinterlassen haben, ein herzliches Dankeschön. Die Resonanz freut mich deshalb besonders, weil sie zeigt, dass diese Problematik eine Vielzahl von Menschen mit (ziemlich sicher aber auch ohne) Hund betrifft. Wer einen anspruchsvollen, schwierigen Hund hat, hat angesichts der Mehrheit der vermeintlich problemlosen Hunde schnell einmal das beklemmende Gefühl, mit dieser Thematik allein da zu stehen. Ich hoffe, dass allen, die bisher dieses Gefühl hatten, durch die Vielzahl der Beiträge klar geworden ist, dass sie ihre Erfahrungen mit einer Menge anderer Hundehalter teilen. Das löst das Problem an sich zwar nicht, aber es fühlt sich anders an. Ich wünsche einfach allen, die ihr einen "anders-artigen" Hund habt, dass ihr euch die Freude an eurem Begleiter nicht nehmen lasst - trotz allem. Mir hilft es in den schwierigeren Momenten, mich auch einmal ganz bewusst auf die Fähigkeiten, die liebenswerten Eigenheiten meines "Büffels" zu konzentrieren, auf das, was er inzwischen schon gelernt hat - und auf die Menschen mit Hund, auf die wir uns bei Begegnungen verlassen können, die wissen, was zu tun ist, und die im Zweifelsfall auch Verständnis zeigen, wenn die Impulskontrolle unseres Begleiters nicht mehr für ein entspanntes Kreuzen reicht. Von diesen Begegnungen zehre ich persönlich recht lang. Vor ein paar Tagen sind wir einer älteren Frau mit vermutlich noch älterem Hund begegnet, die mit Blick auf Basi rief: "Ja nein, das ist ja ein Hübscher, ach, man sieht diese Hunde ja nur noch so selten ...". Ich hab gestrahlt wie ein Flutlicht, und die Freude über diese Begegnung hat mich mit ein, zwei weniger bekömmlichen Begegnungen ein wenig versöhnt. Zum Schluss möchte ich mit euch noch eine Geschichte teilen, dir mir hilft, in gewissen Situationen, an manchen Tagen, je nach Bedarf meine eigene Impulskontrolle ein bisschen besser zu wahren (gelingt auch nicht immer, aber in der Tendenz zumindest immer besser :) ). Euch allen wünsche ich ein schönes, erholsames und entspanntes Osterfest.
    Die zwei Wölfe
    Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt.
    Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.“
    Einer ist böse.
    Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.
    Der andere ist gut.
    Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.
    Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: Welcher der beiden Wölfe gewinnt?
    Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“

  • #32

    Rasputine (Mittwoch, 23 März 2016 16:19)

    Als Hundebesitzerin eines sogenannten "Tutnix-Hundes" will ich mich auch melden. Meine Aussie-Dame läuft zu 90 % ohne Leine. Allerdings ist sie auch zu jeder Zeit abrufbar.
    Das Problem liegt also wieder einmal nur am Hundebesitzer, dem es zu viel ist, mit seinem Hund immer und immer wieder Gehorsamsübungen zu machen. Mein Hund ist zwischenzeitlich 5 Jahre alt und wir üben Gehorsam immer wieder. Dadurch ist es mir möglich Ayla so viel Freiraum wie möglich zu geben. Wenn wir anderen Hunden begegnen, läuft sie bei Fuß. Nur auf Kommando ( und das kommt erst, wenn mit dem anderen Hundebesitzer abgesprochen) geht sie ganz langsam und vorsichtig auf den anderen Hund zu.
    Mit dieser Methode kommen wir beide gut zu Recht und unsere Spaziergänge sind absolut unproblematisch. Dies war eine Lanze für den Tutnix, wenn er gut erzogen ist.

  • #33

    Martina (Mittwoch, 23 März 2016 16:59)

    Liebe Rasputine, kann man dich bitte klonen? Und deine Ayla gleich mit (ich hätte dann gern eine Molosserausführung, bin halt ein Bollerkopf-Fan). Du unterstreichst mit deinem Beispiel noch einmal sehr anschaulich, dass der gut erzogene Tutnix und der "noch besser erzogene" Tutnix-Besitzer (Frauen sind mitgemeint) nicht nur unproblematisch für die Anders-artigen ist, sondern unter Umständen eine ganz wichtige Bereicherung für den Erfahrungsschatz der sozial nicht souveränen Hunde. Teams wie Ayla und dir verdankt der Büffel, dass er nicht gänzlich auf Sozialkontakte verzichten muss und dabei unter meiner Anleitung üben und positive Erfahrungen sammeln kann. Es ist halt eine Binsenweisheit, die man trotzdem nicht häufig genug wiederholen kann: Das Problem befindet sich am anderen Ende der Leine! Danke für deinen Kommentar im Namen der tollen Tutnixe!

  • #34

    Luca - der dogwalker berlin (Mittwoch, 23 März 2016 18:05)

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Bravo!
    Ein Thema das viel zu oft, viel zu kurz kommt!!!

  • #35

    Schiavi Cinzia (Mittwoch, 23 März 2016 18:12)

    Danke fūr den Artikel..ist genau fūr mich und meinen blinden Hund Max geschrieben..trifft den Nagel auf den Kopf..

  • #36

    Jeanie (Mittwoch, 23 März 2016 20:04)

    Martina,
    Es ist spannend zu lesen wie viele Menschen es gibt die Probleme mit den anderen Hundehaltern und deren Hunde haben. Ich kann nur sagen, wenn jemand noch nie ein Problem mit seinem eigenen Hund hatte...sei er krank, unverträglich oder ängstlich der macht sich leider keinerlei Gedanken darum wie es anderen geht. Ich habe eine JRT hündin und einen bollerkopp ... Meine letzte hündin war angstagressiv und ich weiß nicht wie oft ich mich rechtfertigen musste wie ich mit einem solchen Hund auf die Straße gehen kann! Ich hatte sie immer an der Leine und habe darauf geachtet dort zu laufen wo es wenig frequentiert war, aber die Ignoranz mancher Menschen ist einfach nicht zu glauben!
    Ich denke es ist ein Akt der Höflichkeit meinen Hund nicht an angeleinte Hunde zu lassen, wenn ich ihn abrufen kann, dann kann ich ihn von der Leine lassen...sonst nicht! Da unser "kleiner" Mann inzwischen 65 kg wiegt möchte ich auch nicht die Panik erleben wenn er ungebremst auf jemanden zu rennt, also erziehe ich meinen Hund!
    Ich hoffe immer wieder das der Trend dazu geht Rücksicht und Toleranz ernster zu nehmen, auf Mensch und Tier!

  • #37

    Regina van der Weiden (Mittwoch, 23 März 2016 21:13)

    Grossartig, vielen Dank! Ich habe selbst eine Jagdterrierhündin, die aus Unsicherheit "sozial inkompetent" ist und IMMER meine Führung braucht. Wenn einer von denen "er will nur spielen - Hunden" sie in Lauerstellung fixiert, um dann wie auf ein Beutetier auf sie zuzustürmen, stelle ich mich grundsätzlich vor sie und wehre ihn ab.. Andernfalls könnte es passieren, dass sie angstaggressiv reagiert und sich toternst gemeint zur Wehr setzt,...
    Ich wünsche mir, dass es statt Hundeführerscheine endlich Hundebesitzer-Führerscheine gibt....

  • #38

    Martina (Mittwoch, 23 März 2016 22:22)

    @Jeanie: Ich denke, du bringst da noch einen sehr wichtigen Gedanken ins Spiel: wer noch nie ein anderes Modell als einen Tutnix hatte, der kann sich vermutlich nicht vorstellen, dass es auch andere Bauarten gibt. Aber auch das wäre kein Thema, wenn sich diese Hundemenschen dann aber gleichzeitig an die bestehenden Verhaltensregeln halten würden. Die sorgen nämlich dafür, dass Tutnix und Tutwas samt ihrer Halter prima miteinander aus- und aneinander vorbeikommen. Und noch etwas mag eine Rolle spielen, das Fehleinschätzen hündischen Verhaltens. Zum einen des eigenen Hundes. Mein Hund wurde von einem anderen Hund attackiert, der im unkontrollierten Freilauf auf uns zu rannte und beim Aus-der-Situation-gehen verfolgte. Aussage des Besitzers: die Klassiker - "er wollte doch nur spielen" und "das hat er bisher noch nie gemacht" , von daher sein Schluss, dass mein Hund selbst Schuld gehabt habe, gebissen worden zu sein. Abgesehen von der abenteuerlichen Verkehrung der Rollen: dieser Mann hatte seinen Hund nicht richtig eingeschätzt (wie auch, er lief in ein Gespräch vertieft in circa 50 Meter Distanz hinter seinem Hund). Der näherte sich nämlich alles andere als entspannt und in spielerischer Absicht, sondern imponierend, frontal und mit einem Drohfixieren. Ebenfalls nicht zu einem Verständnis für das Verhalten unserer Anders-artigen trägt bei, dass Verbellen, in der Leine hängen, Knurren, Zähne zeigen undifferenziert als Indizien für einen "gefährlichen Hund" bewertet wird. Es wird also beispielsweise nicht zwischen defensiver und offensiver Aggression unterschieden. Ergo habe ich einen generalverdächtig gefährlichen Hund. Nun kann ich nicht verlangen, dass jeder Hundebesitzer ein Crack im Lesen von Ausdrucksverhalten ist. Aber ich kann verlangen - und da wären wir wieder am entscheidenden Punkt zur Wahrung des Sozialfriedens - , dass die Grundregeln eingehalten werden. Vor allem die: ich sehe einen Menschen mit einem angeleinten Hund auf mich zu kommen, ich leine meinen Hund ebenfalls (rechtzeitig) an, so er nicht zuverlässig bleibt. Und zwar auch dann, wenn der andere aus Unsicherheit defensiv droht. Es wäre so einfach. Aber wie gesagt, ich bin stur optimistisch. Und mit dem Besitzer des Tutnix, der meinem Bollerkopp das Ohr gespalten hat, konnte ich dann ein paar Tage später - und in Ruhe - ein gutes, klärendes Gespräch über den Vorfall führen. Immerhin.
    @Regina: Auch dir "merci" für deinen Beitrag, mich würde noch interessieren, worin für dich der Unterschied zwischen Hundeführerschein und Hundebesitzer-Führerschein besteht. Der Sachkundenachweis ist dir demnach zu wenig oder nicht zielführend?
    Euch beiden einen herzlichen Gruss, Martina

  • #39

    Jeanie (Donnerstag, 24 März 2016 12:05)

    @Martina
    Ja genau so sehe ich es auch: gegenseitige Rücksicht und Toleranz, dann geht alles prima! Manchmal möchte man einfach keinen Kontakt, aus welchem Grund auch immer... Ich renne ja auch nicht zu jeden hin und frag ihn was er gerade macht oder wo er hin will, obwohl mich der Gedanke und die Vorstellung schmunzeln lässt.

  • #40

    Daniela (Freitag, 25 März 2016 00:06)

    Vielen Dank für diesen Artikel! Wenn ich auf den Punkt hätte bringen müssen wie sich mein Leben mit meiner wunderbaren aber garnicht einfachen Dobermann Dame gestaltet und anfühlt, hätte ich keine besseren Worte finden können! Ich habe uns sehr wiedererkannt! Immer aufmerksam und wachsam in alle Richtungen, immer bemüht neue Wege zu finden dem Hund Sicherheit zu vermitteln , sind freilaufende Artgenossen unser größter Horror! Was wäre es schön, wenn man sich darum nicht auch noch Gedanken machen müsste!

  • #41

    Susanne (Freitag, 25 März 2016 07:53)

    Toller Bericht auch für einen Noch- Nicht- Hundebesitzer.

  • #42

    Brigitte (Freitag, 25 März 2016 18:09)

    Der Artikel spricht mir aus der Seele. Leider habe ich keinen Rottweiler sondern einen Pudelmix aus dem Auslandstierschutz. Und ich mache leider immer die Erfahrung, dass andere Hundebesitzer uns nicht für voll nehmen und wohl denken "Typisch. Hysterische Kleinhundebesitzerin". Ich muss aktiv die Menschen ansprechen ihren Hund anzuleinen. Mein Hund möchte keinen Kontakt zu fremden Hunden und schon gar nicht zu Rüden. Ich respektiere das. Leider meine Mitmenschen mit Hund nicht.

  • #43

    Cira (Freitag, 25 März 2016 22:59)

    Liebe Martina
    Wir haben einen "Familenhund" (Boxer/Husky), der gerade 5 Monate alt geworden ist. Eine Hundeschule habe ich bei uns noch nicht ausfindig machen können, wir leben in Südwest Frankreich.
    Ich trainiere mit ihr ordentlich an der Leine zu gehen, was schon sehr gut und ohne Ziehen klappt. Doch das Zurückpfeiffen geht noch überhaupt nicht, wenn sie andere Hunde zum Spielen sieht. Das Problem ist, dass bei uns am Strand alle Hunde ohne Leine herumlaufen. Sie springt die anderen Hunde zu meiner Scham oft ziemlich aufdringlich an, wirft sich dann auf den Boden und will mit den anderen mit rennen und sie zum Spielen animieren. Ungefähr 50% sieht darin kein Problem, weil sie sich so offensichtlich unterwirft und keinen Kampf anzettelt, aber 50% der Hundehalter motzen, dass ich sie gefälligst zurückhalten soll, was mir nicht immer auf Anhieb gelingt. Ich bin also genau diejenige, die manchen anderen mit meinem jungen Hund tierisch auf die Nerven geht. Meine Frage an dich ist, was in einer solchen Situation das korrekte Verhalten ist? "Gipsy" aber muss sich ja auch "sozialisieren" dürfen und verstehen, wie man andere Hunde liest. Natürlich tun mir diejenigen leid, die das nicht angenehm finden und auch ich bin es leid, mich bei mürrischen Menschen für meinen Hund entschuldigen zu müssen- weil ich nicht vorher abschätzen kann, ob ein Spiel in Ordnung ist oder nicht.
    Nun weiß ich nicht, ab wann ich meinen Hund am Strand von der Leine lassen kann, wo sie an der Leine ganz außer sich vor Aufregung ist.
    Und auch wenn ein Spiel bei einem Hund erwünscht ist, kann schnell passieren, dass sie sich einem anderen Exemplar widmet, wo vorher nichts abgesprochen wurde. Du verstehst die Komplexität der Situation? Danke für ein Kommentar.

  • #44

    Dagmar Rothfuß (Samstag, 26 März 2016 02:43)

    Spricht mir vollends aus der Seele....mache selbst oft dererlei Erfahrungen mit meinem Hund an der Leine und muß mir dann noch sagen lassen....(wenn wir bedrängt werden und meine Hündin....mit "Vergangenheit" auf das Anstürmen fremder Hunde unsicher reagiert)...."Das ist nur,weil sie ihren Hund an der Leine führen!".....Ich meide inzwischen die Gebiete in denen mir unangeleinte,weit vor ihren Besitzern herlaufende Hunde begegnen! Danke für Ihren Beitrag! Auf Facebook gepostet in der Hoffnung,dass auch betreffende Hundehalter noch lernfähig sind! Vorausschau und Rücksicht sollten für jeden Hundehalter eine Selbstverständlichkeit sein!

  • #45

    Harald (Samstag, 26 März 2016 11:14)

    Dem Beitrag ist nichts hinzuzufügen !
    Danke dafür - somit ist mir die Arbeit, einen solchen Artikel zu verfassen, abgenommen worden.
    Hoffentlich darf ich mit Quellenangabe zitieren und teilen ?
    Herzliche Grüße und frohe sowie stressfreie Feiertage ☺

  • #46

    Andrea Ingram (Samstag, 26 März 2016 23:01)

    Vielen Dank für diesen Artikel, ich habe selbst einen Hund der im "Hundiversum der Anderen" nicht vorkommt. Ich würde auch gerne zitieren oder teilen?
    Mit besten Grüßen:O)

  • #47

    Martina (Sonntag, 27 März 2016 13:23)

    Vielen Dank für all eure Kommentare und euch allen mit euren menschlichen und tierischen Familienmitgliedern ein paar erholsame, schöne Ostertage.
    @Harald und Andrea: selbstverständlich könnt ihr den Beitrage teilen oder mit Quellenangabe zitieren, gerne sogar.
    @Dagmar: Die lernfähigen Tutnix-Besitzer gibt es natürlich. Stellen nicht die Mehrheit, meiner Erfahrung nach, aber es gibt sie. Und manchmal müssen sie durch die recht harte Schule der Erfahrung: Der Büffel und ich weichen, wie bereits gesagt, wo wir können und Leinen los gibt es nur bei Panorama-Überblick. Einmal konnten wir aber nicht: angesichts eines in Höchstgeschwindigkeit frontal auf uns zu galoppierenden Goldies, der sich keinen Deut um die Rufe seines Besitzers scherte, konnte ich den angeleinten Basi nur noch ausser Sichtweite hinter ein Schrebergarten-Häuschen bringen - und der Dinge harren, die da zwangsweise kommen würden. Der Goldi verkalkulierte sich natürlich in Sachen Bremsweg, raste in die Privatsphäre meines Hundes, ging ihm unzimperlich "an die Wäsche", worauf Herrn B. die Sicherungen durchbrannten. Es gab ein kurzes Geraufe, das akustisch ganz fürchterlich beeindruckend, aber komplett folgenlos war. Der Staub hatte sich noch nicht gelegt, als ein schreckensbleichgrüner Goldie-Besitzer rangelaufen kam, um vermeintlich die Überreste seines Lieblings einzusammeln. Die Erleichterung ob des unverletzten Familienmitglieds nutzend, bat ich ihn, einen Moment zu warten bis ich meinen Hund im nahestehenden Auto versorgt hatte, und dann gab es ein richtig gutes Gespräch, bei dem ich ihm erklären konnte, was da grad aus welchem Grund passiert ist. Seither leint er, sobald er uns sieht, seinen Jack an und wir winken einander aus grosser Distanz zu. Wie gesagt: Jacks Besitzer ist sicher eine Ausnahme. Aber wenn ein Tutnix-Besitzer nicht gleich ausfällig oder sonstwie unangenehm reagiert, lohnt sich ein Gesprächsversuch. Denn manchmal sind sich diese Hundebesitzer einfach nicht darüber im Klaren, unter welchen Bedingungen wir mit unseren Anders-Artigen unterwegs sind .
    @Cira; magst du mir mal auf martina@cumcane-familiari schreiben, ich antworte dir dann per Mail, okay?
    @Brigitte: Ja, das ist eine schwierige Variante des Problems, wenn der eigene Hund (samt Besitzern) von den Tutnix-Besitzern nicht für voll genommen wird. Eine Freundin von mir führt ein eigenwilliges, süsses JR-Frollein, die auch nicht auf Kontakte mit fremden Vierbeinern steht. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, dann höre ich immer wieder mal: "Es ist so angenehm, den Dicken dabei zu haben, weil die Leute dann sehr viel schneller bereit sind, ihre Hunde anzuleinen, während wir gar kaum ernst genommen werden."
    @Daniela: Ja, das denke ich manchmal auch, was wäre es schön, wenn man nicht noch für die anderen mitdenken müsste, die sich dann ja meist noch nicht einmal dafür bedanken :) . Aber Hauptsache, wir lassen uns die Freude an unseren Begleitern nicht vermiesen, nicht wahr?!

  • #48

    Nathalie (Sonntag, 27 März 2016 20:05)

    Herzlichen Dank für deinen tollen Bericht Martina - es ist einfach entlastend zu lesen, dass auch andere Menschen-Hundeteams am lernen sind. Meine Hündin sieht ja sooo lieb aus und was die kann böse werden? Ich höre auch immer die vielen gut gemeinten Ratschläge.... wenn es möglich ist und ich motiviert bin, schlage ich vor ein Stück mitzulaufen (an der Leine) und meistens entspannt sich die Situation. So kann meine Hündin auch lernen, dass es geht und wenns gar nicht passt merken wir es auch:-) Freude und Respekt für die Einzigartigkeit der Hunde und Menschen!

  • #49

    Martina (Montag, 28 März 2016 11:25)

    @Nathalie: Eigentlich hat man nie wirklich ausgelernt, das ist ja auch das Schöne im Zusammenleben mit einem Hund. Auch und gerade mit einem Anders-artigen. Allerdings kommt man mit ihnen auch immer mal wieder an seine Grenzen. Zu wissen, dass man mit diesen "Grenzerfahrungen" nicht alleine ist, das finde auch ich - wie du schreibst - entlastend. Aber das ist letztlich auch das Schöne an unserem Zusammenleben mit einem Hund: täglich zu lernen, schauen, was geht und was nicht geht. Vielleicht auch lernen, was es braucht, damit es ein bisschen besser geht. Und ja, Respekt ist eine ganz wichtige Zutat für das Zusammenleben auf engem Raum bei zum Teil unterschiedlichen Interessenslagen. Gegenüber Mensch und Tier. Dir weiterhin viel Freude am gemeinsamen Lernen!

  • #50

    susanne (Montag, 28 März 2016 17:58)

    War das spannend zu lesen. Grad leben zwei männliche Tutnixe bei mir. Der Jüngere mag nur nicht alle Männer, mit dem können wir aber gut umgehen. Es war schon viel schlimmer. Beides Ocassionshunde. Einer war zu Beginn, vor mittlerweile 2 Jahren, auch noch kein Tutnix. Aber ich kenne auch die andere Seite ganz gut. Vorher beherbergten wir eine ängstliche, zweithand, Tutnixe und eine unsichere, komm mir ja nicht zu nahe Dame. Sie wurde im Alter von 3 Monaten verbissen, das hat sie für ihr ganzes Leben geprägt. Auch ich wurde immer unsicherer, weil ich irgendwann müde war, zu erklären, warum meine eine Hündin fast immer an der Leine war. Irgendwann sagte ich nur noch, sie ist krank, da wurde dann Abstand gehalten. Deshalb ist es für mich jetzt wie Ostern und Weihnachten zusammen, dass ich zwei so tollen Jungs ein Zuhause geben darf. Ich muss nicht mehr in ständiger Angst weit nach vorn sehen. Aber ich bin froh, das ich beide Seiten kennengelernt habe. Ich mache noch immer viele Fehler, andere wie bei den Mädels. Aber ich lerne jeden Tag viel dazu. Ein schwieriger Hund ist der beste Lehrmeister. Auch über die Mitmenschen lernt man so sehr viel. Ich wünsche allen Menschen mit ihren Viebeinern noch ganz viele, tolle und unbeschwerte Stunden.

  • #51

    Martina (Dienstag, 29 März 2016 07:14)

    Liebe Susanne, beide Seiten zu kennen, schafft Verständnis - das gilt in diesem Fall wie überall im Leben. Ich bin persönlich fest davon überzeugt, dass wir uns alle miteinander weltweit einiges an Unangenehmem ersparen würden, gäbe es mehr Seitenwechsel. Prima, dass du nicht vergessen hast, wie es mit deinen Mädels war. Und das mit dem "Ein schwieriger Hund ist der beste Lehrmeister", das ist so. Viel Spass mit deinen beiden Jungs! Martina

  • #52

    Manja (Donnerstag, 31 März 2016 18:39)

    @Anke: Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich kann dem (ähnliche Situation: Stadt, überwiegend freilaufende Hunde, Erfahrung mit eigenen sozial verträglichen und unverträglichen Hunden) nur zustimmen, auch was den entspannten Umgang mit den Hunden betrifft, sehe es aber etwas enger.

    Ich habe auch mit einem sozial unverträglichen Hund nie versucht, Haltern freilaufender Hunde Verhaltensanweisungen zu erteilen oder sie umzuerziehen, weil ich es einfach eine Unverfrohrenheit finde, die eigenen Probleme und die eigene Verantwortung auf andere abzuwälzen und zu erwarten, dass der Rest der Hundehalterwelt nach meiner Pfeife tanzt und seine Hunde anleint, wenn ich mit meiner Aggro-Töle auf den Plan trete. DAS nenne ich persönlich rücksichtslos und vor allem egoistisch.

    Ich allein bin dafür verantwortlich und in der Lage, meinen Hund zur Sozialverträglichkeit zu erziehen (wenn das alle täten, hätten wir auch keine Probleme) oder ihn, wenn ich das nicht kann oder will und er eine Gefahr für andere darstellt, zu sichern, notfalls mit Maulkorb (auch das hatten wir schon). Selbst in den beengten Verhältnissen einer Grossstadt mit vielen freilaufenden Hunden und als Mehrhundehalter ist es möglich, aus einem tobenden Bündel an der Leine einen verträglichen, freilaufenden Hund zu machen. Gut, es dauert etwas und ist halt Arbeit...
    Wenn ich mir allerdings ansehe, wie gerade die mit den unverträglichen Hunden mit ihnen und ihrer Umwelt umgehen und wie wenig sie von Hundeverhalten und Körpersprache verstehen und Hunde einschätzen können, wundert es mich überhaupt nicht, wenn sie es nicht gebacken kriegen. Bemerkenswert finde ich es auch immer, dass gerade und vor allem diese Leute fordern, dass Hunde wie eine Maschine immer und überall 100%ig funktionieren müssen - nur die anderen selbstverständlich, der eigene "wünscht ja keinen Kontakt" und man bemüht hier gern die Leinenausrede. Da das allerdings nicht möglich ist, weil Hunde bekanntlich keine Maschinen, sondern Lebewesen sind, gehören halt alle Hunde an die Leine - damit die anderen auch schön frustriert und mit der Zeit aggressiv werden (auch das habe ich - krankheitsbedingt - erlebt). Super Logik!

    Natürlich ist das Anleinen für Euch kein Problem, Ihr habt auch keine Wahl. Für mich und meine Hunde stellt das Anleinen dagegen eine ganz erhebliche Einschränkung dar, zumal bei Mehrhundehaltung. Und ich werde mich nicht mehr derart einschränken oder meine Hunde durch ständiges An- und Ableinen kirre machen (wie gesagt: Grossstadt, hohe Hundefrequenz), da könnt Ihr irgendwelche angeblichen "Benimm-Regeln", "Hundeknigge" oder weiß der Geier was propagieren.

    Der neuste Trend bei all dem: Der Hund wird "beschützt", fremde Hunde werden "abgeblockt" und vertrieben. Das ist wirklich eine gaaanz tolle Sache, weil Mensch sich da prima als Rudelführerking aufspielen und seinen Frust an fremden Hunden auslassen kann und sich unheimlich toll vorkommt, weil er der die Sache "regelt" und seinem Hund "Sicherheit vermittelt" - glaubt er. Tatsächlich vermittelt er seinem Hund im besten Fall nichts, weil der sich seinen Teil denkt, und im schlechtesten Fall, dass fremde Hunde eine Gefahr darstellen, die - am besten noch aggressiv - zu vertreiben ist. Herzlichen Glückwunsch! Wenn Sie Ihren ängstlichen Hund ängstlicher und Ihren aggressiven Hund aggressiver machen möchten, ist das genau die richtige Methode. Auch praktisch: Sie sehen überhaupt nicht, wie Ihr Hund sich verhält, weil sie mit dem fremden Hund beschäftigt sind. Das macht aber nix, weil Sie es mit der Körpersprache eh' nicht so haben. Dabei gibt es - genau wie bei der gewaltfreien Erziehung (die Sie natürlich voll gut finden, aber nur bei Ihrem eigenen Hund) - immer eine Möglichkeit, den Hund durch Situationen durchzuführen oder aus Ihnen herauszuholen und sich dabei - ohne andere Hunde, die Sie sowieso nocht erziehen können, zu beeinträchtigen - auf Ihren eigenen Hund zu konzentrieren.
    Naja, glücklicher Weise tut der fremde Hund ja nix und das wissen Sie auch, sondern hätten Sie den nämlich im warsten Sinne des Wortes am Hals.

    Abschliessend noch etwas zur rechtlichen Situation: Hier bei uns kann man sich vom Leinenzwang befreien lassen, wennn man eine Prüfung ablegt. Ich lasse meine Hunde nach bestandener Prüfung folglich ganz im Einklang mit dem Gesetz frei laufen. Das ist die Situation und nicht, dass seine Hunde trotzdem anleint, weil andere Hundehalter sich bei jeder Hundebegegnung ins Hemd machen. Ausserdem dient das Gesetz der Gefahrenabwehr, nämlich dem Schutz von Mensch und Hund vor gefährlichen Hunden und nicht dem Schutz eben dieser Hunde vor sozialverträglichen Hunden.

  • #53

    Martina (Donnerstag, 31 März 2016 21:55)

    @Manja: Dein Kommentar spricht in Tonalität ("Aggro-Töle") und Vielzahl an dreisten Unterstellungen ("Das macht aber nix, weil Sie es mit der Körpersprache eh' nicht so haben..") so dermassen für sich, dass sich jeder Kommentar meinerseits erübrigt. Mit Ausnahme zur rechtlichen Situation, die sich zumindest "bei uns" anders darstellt, dazu muss man den Gesetzestext allerdings genau lesen, und nicht nur das rausnehmen, was in die eigene Weltanschauung passt: Laut Hundegesetz vom 14. April 2008, §9, Ziffer 1, sind "Hunde sind so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen, dass sie a. weder Mensch noch Tier gefährden, belästigen oder in der bestimmungsgemässen und sicheren Nutzung des frei zugänglichen Raumes beeinträchtigen.. ..." Von dieser generellen Pflicht sind Hundehalter auch dann nicht ausgenommen, wenn sie das ständige An- und Ableinen "kirre macht".

  • #54

    Yvonne (Sonntag, 03 April 2016 10:09)

    Liebe Martina ganz herzlichen Dank für Deine mir aus dem Herzen sprechenden Zeilen. Auch ich bin seit einem Jahr Hundehalterin von einem ehem. Strassen-Problemhund. Ich bin es Leid mich schief anschauen zu lassen von wegen Die hat ihren Hund nicht im Griff. Mein "Kleiner" der meint er sei ein Löwe kann sich bei Hundbegegnungen nicht benehmen d.h. Noch nicht... Wir trainieren täglich, sind konzentriert auf unseren Spaziergängen, scannen die Gegend nach freilaufenden Hunden, Joggern die direkt auf den unsicheren Hund zulaufen usw. Wir haben mittlerweile 3 Hundetrainer hinter uns und haben die Hundeschule besucht. Tenor der Hundeschule war, dass mein Hund, wäre er woanders gelandet, eingeschläfert worden wäre. Tenor Hundtrainer "nicht therapierbar" .Ich kann ein Lied davon singen was es heisst mit einem unsicher aggressiven Hund unterwegs zu sein. Wegen Hundebesitzern wie Manja gestaltet sich unser Training sehr Schwierig und wirft uns immer wieder zurück. Dazu ist zu sagen dass ich 16 Jahre lang einen friedlichen Eurasier an meiner Seite hatte, kenne also auch beide Seiten. Auch ich würde mir mehr Verständnis und Toleranz unter den Hundebesitzern wünschen. Wir geben nicht auf...
    Yvonne

  • #55

    Martina (Sonntag, 03 April 2016 14:59)

    Liebe Yvonne, "nicht therapierbar" - das klingt sehr absolut, und ich frage mich da immer auch: was heisst denn das, welches Verständnis von Therapie steckt denn dahinter? Das einer Reparatur, der Hund ist kaputt und nicht mehr reparierbar? Und was ist der Massstab, wann ist denn der Hund "repariert", wenn er in anderen Hunden das grösste Glück sieht und gar nicht genug kriegen kann von Sozialkontakten? Wenn dem so ist, dann ist mein Hund ebenfalls nicht therapierbar. Er bleibt kaputt. Was er aber ist: führbar. Und lernfähig. Er hat gelernt, sich an mir zu orientieren, sich auf mich zu verlassen, wenn es darum geht, Situationen konfliktfrei für alle (!) Beteiligten zu meistern, von denen er alleine - aus welchen Gründen auch immer - überfordert ist. Kann durchaus sein, dass unsere Hunde woanders eingeschläfert worden wären. Nur - was für einen Erkenntniswert hat denn bitte schön so eine Aussage für dich, die du Hilfe bei einer Fachperson gesucht hast? Einer Fachperson, die eventuell einfach überfordert war? Die Anders-artigen sind anspruchsvoll, nicht mal eben durch das Drehen auf den Rücken wieder auf die Spur zu stellen und schon gar nicht in Nullkommaleinenruck "therapiert". Es sind Hunde, an denen man auch als Trainerin oder Trainer scheitern kann. Deinem "Löwen" und dir wünsche ich viele kleine und grosse Fortschritte und Begegnungen mit souveränen, verständnisvollen und klugen Co-Hundemenschen. Abschliessend vielleicht noch: Ich kenne eine Menge von Mensch-Hund-Biografien, in denen der Halter von einem Trainer zur nächsten Hundeschule und wieder zurück geirrt ist, um dann bei einer Trainerin oder einem Trainer fündig zu werden, der mit positiver Verstärkung arbeitet (Anja Kiefer hat in diesem Blog ihre Geschichte "Training zum Glück" erzählt). Wenn du dich näher für diese Art des Trainings interessierst und mehr wissen möchtest, dann kannst du dich u.a. direkt an www.cumcane.de (Deutschland) oder www.cumcane-familiari.ch wenden (Schweiz und "Gastgeberin" dieses Blogs), beide verfügen über ein landesweites Netzwerk aus zertifizierten Hundeschulen. Also: viel Glück und Erfolg, vor allem aber - bei aller Verpflichtung weiter zu lernen und zu trainieren - den Spass mit deinem Vierbeiner nicht zu kurz kommen lassen. Martina

  • #56

    alma (Mittwoch, 06 April 2016 19:37)

    GENAU SO ist es ...
    Mit einem solchen Hund wird man zum höchst sensiblen Satelliten in vorher nicht gekannten Umlaufbahnen.
    Ist man noch nicht mit Geduld und Disziplin gesegnet, hat man parallel selbst einen steinigen Pfad zu beschreiten. Die Alternative wäre, diesen Hund wieder wegzugeben. Doch hier kommt UNSERE Amygdala ins Spiel, die den Verstand ausschaltet, weil wir uns manchmal schlecht selbst managen können, wir geraten in einen emotionalen Konflikt ... und BUMMS sind wir mittendrin im Abenteuer "der-Hund-der-nicht-ganz-ohne-ist" ;-))
    Danke für diesen Bericht. So fühlt man sich dann doch nicht ganz allein.

  • #57

    Manja (Montag, 11 April 2016 19:58)

    @Martina: Eben: "...und nicht nur das rausnehmen, was in die eigene Weltanschauung passt." Ich gebe das mal zurück (wie übrigens auch den Rest mit den dreisten Unterstellungen etc.) und füge hinzu: ".. und es sich dann noch zurechtdrehen." Weißt Du, es gibt da üblicherweise auch die Androhung eines Bußgeldes, wenn man gegen die jeweiligen Hundegesetze verstößt. Ich füge das mal in einen Gesamtzusammenhang: Wenn es also nach Dir geht, könnte (und am besten müsste womöglich) gegen jeden, der sich nicht nach Deinen Vorstellungen verhält, ein Bußgeld verhängt werden, weil er ja Deiner Meinung nach gegen das Hundegesetz verstößt. Dass das Schwachsinn ist, liegt auf der Hand, denn die Situation beurteilt sich da glücklicherweise objektiv. Aber es trifft ein Phänomen der heutigen Zeit ziemlich gut: Jeder Hundehalter hat ganz genaue, individuelle Vorstellungen, wie sich andere zu verhalten haben, und diese individuellen Vorstellungen werden dann auch noch zur Allgemeingültigkeit erhoben, insbesondere von denen, die mit Ihren Hunden Probleme haben, und zwar je mehr Probleme, desto einschränkender für andere. Merkt Ihr vielleicht irgendwann mal was?!
    Bei uns gilt im Übrigen ein anderes Hundegesetz, und zwar von Bundesland zu Bundesland.
    Naja, und das mit den Kommentaren, die nicht bauchpinseln, ist halt auch so ein Ding, während die, die unter den Problemen mit ihrem Hund leiden, dass natürlich ganz toll finden, was Du schreibst. Eigentlich kann man schon da aufhören, Deinen Artikel zu lesen, wo Du vom "anspruchsvollen Hund" anfängst, die Situation damit verklärst und Dich über den "normalen" Hundehalter stellst - das geht doch runter wie Honig, so hat es bestimmt noch niemand gesehen. Ehrlich gesagt ist das bisher die Krönung von dem, was ich in solchen Zusammenhängen gelesen habe - ich neige mein Haupt ganz tief vor Dir, herzlichen Glückwunsch! "Aggro-Töle" klingt dagegen natürlich nicht so toll, ist aber der Boden der Tatsachen. Ist ja auch nicht schlimm, wenn man sich kümmert, denn was Du bei alldem nicht verstanden hast: Auch ich hatte durchaus Aggro-Tölen in meinem Besitz. Das war halt so, da musste ich mir aber nichts vormachen, und ich konnte mich sogar des Problems annehmen, ohne zu erwarten, dass die Welt nach meiner Pfeife tanzt. Nur: Dafür, dass andere meinen, es nicht hinzukriegen, kann der Rest der Hundehalter nix. Gut, es ist natürlich viel einfacher, anderen einen Teil der Schuld bzw. Verantwortung in die Schuhe zu schieben, vor allem wenn man frustriert ist. Das ändert aber nichts daran, dass es letztlich mein Hund, mein Problem, meine Verantwortung, mein Unvermögen ist. Es gibt immer Wege und Möglichkeiten und andere Hunde interessieren mich dabei nicht, die kann ich eh´ nicht erziehen. Ich kann aber meine eigenen Hunde erziehen und ich gehöre nicht zu denen, die ihre Hunde überall hinlassen oder sich nicht kümmern - im Gegenteil: Ich hänge die Latte für *meine eigenen Hunde* ziemlich hoch (im Übrigen machen die schon von allein einen großen Bogen um Hund-Halter-Gespanne, die ihnen komisch vorkommen) und räume teilweise noch fremde Hundehaufen mit weg. Meine Umwelt allerdings interessiert mich dabei herzlich wenig, es ist meine ganz persönliche Sache. Aber dieses ständige Anspruchsdenken, insbesondere von denen mit irgendwelchen Problemen, nervt einfach gewaltig, ebenso wie dieses ständige Gelaber um Hundescheisse.
    Abschliessend eine besonders unterstellende These auf: Solange Ihr Euch nicht von Euren Ansprüchen an die Umwelt verabschiedet, kommt Ihr auf keinen grünen Zweig, jedenfalls nicht nachhaltig.

  • #58

    Martina (Montag, 11 April 2016 22:47)

    @Manja: Sagen wir es mal so; Es zieht sich ja jeder den Schuh an, der ihm passt. Dass du hier so "angefasst" und emotional reagierst, das wird also seinen Grund haben. Oder sollte ich da irgendwo in deinen Kommentaren ein Argument übersehen haben. Ich glaube nicht. Da sich in Sachen aggressivem Ton und provokantem Gerede seit dem ersten Kommentar nicht wirklich etwas getan hat, das aber echt nicht mein Problem ist, sollten wir aufhören, uns gegenseitig zu nerven. Deinen Standpunkt hast du ja jetzt in der Länge und Breite darlegen können. Und dass du teilweise den Mist anderer wegräumst, das ist natürlich - neben allem anderen selbstverständlich - bewundernswert. Alles Gute, Manja.

  • #59

    XRIZly (Freitag, 22 April 2016 22:17)

    Ein schöner Beitrag!Du sprichst mir aus der Seele.Mein leider verstorbener Rottweiller-STAff-Mix und ich hatten ähnliche Probleme.
    Wollte aber eig nur sagen das dein Rotti eine sehr schöner Hund ist!GrüßeXrizLY

  • #60

    Martina (Sonntag, 24 April 2016 01:38)

    Danke, XRIZIy!

  • #61

    Gaby (Sonntag, 01 Mai 2016 13:01)

    Jeder, der einen "besonderen" Hund hat, wird sich in deinem Beitrag wiederfinden !
    Du sprichst mir aus der Seele :-)

    Leider sind wir vor solchen Haltern nicht sicher, es wird immer wieder zu solchen Kontakten kommen .

  • #62

    Dinu (Mittwoch, 28 Dezember 2016 11:48)

    Du sprichst mir aus der Seele. Habe aktuell eine Verfügung (Verfahren) am Hals. Habe einen altdeutschen Schäferrüde, der es nicht mag, wenn sich ihm andere Hunde schnell nähern. Anfang Dezember war meine Frau mit dem Hund unterwegs. Von weiten sieht sie 2 Personen mit 2 freilaufenden Hunden. Sie hat unseren Buben abgerufen (er gehorcht sofort) und ihn angeleint und gewartet, damit die beiden andere Hundehalter ihre Hunde anleinen können.
    Leider konnten sie ihre Hunde nicht abrufen. Einer der beiden mittelgrossen Hunde kam schnell und fixierend auf meine Frau und unseren Schäferhund zu. Meine Frau hat den Hund vom Weg auf eine kleine Wiese geführt, um mehr Platz zu haben. Die beiden anderen Personen haben gerufen und sind gehopst; ihre Hunde hat dies jedoch nicht beeindruckt. Der Hund der einen Personen kam dann Zähne zeigend und knurrend auf direktem Weg auf meine Frau und unseren Hund zu. Stopp rufe und Gesten, um ihn zu vertreiben, hat er ignoriert.
    Irgendwann wurde der "Höflichkeitsabstand" unterschritten, unser Schäferrüde schnellte hervor und riss meiner Frau die Leine aus der Hand und drückte den anderen Hund zu Boden. Meine Frau hat unseren Hund sofort wieder abgerufen und er ist auch sofort zu ihr zurück gekehrt. Der andere Hund ist in sicherem Abstand vor den beiden hin und her gerannt und hat geknurrt, gebellt und die Zähne gezeigt. Der zweite Hund ist unterdessen auch angekommen und hat sich neben meine Frau und unseren Hund gesetzt. War also freundlich und wurde von unserem Buben akzeptiert.
    Das Problem ist nun, dass der andere Hund verletzt wurde (ca. ein 5-Liber grosses Loch im Fell). Der TA hat den Fall gemeldet und wir stehen nun mit einer Verfügung da.

    Die Sorgfalts- und Aufsichtspflicht wurde von Seite meiner Frau korrekt eingehalten. Daher hoffe ich, mir keine grossen Sorgen machen zu müssen. Zudem konnte ich zu diesen Fall ja auch noch Stellung nehmen. Trotzdem ist es ärgerlich, nerven- und zeitraubend.

    Also, wer seinen Hund nicht abrufen kann, soll ihn doch einfach an der Leine führen. Vor allem wenn die Gegend unübersichtlich ist.
    Hundeführer von grossen Rassen und speziellen Hunden wissen wovon ich spreche. Leider ist es sehr auffällig, dass Besitzer von kleinen und mittelgrossen Rassen oft das Gefühl haben, sie müssen ihre Hunde nicht erziehen. Nun wurden noch die obligatorischen SKN-Kurse auf 2017 aufgehoben. Das wird in Zukunft ein noch grösserer Spiessrutenlauf und sicher noch mehr Gesetzte nach sich ziehen. Schade.

    Liebe Gruess
    Dinu

  • #63

    Inga (Sonntag, 02 April 2017 14:46)

    Ich - als Halterin eines Bearded Collie Rüden, der sehr sozial ist - kann nur zustimmen. Ich sehe ein weiteres Problem zudem in der Titulierung und Empfehlung des Familienhundes.... ein Hund, egal welcher Rasse, ist nur so sozial, wie es ihm seine Prägung, Erfahrung etc erlauben. Gerade die Hütehunde werden bis heute in ihrem Anspruch an sensibler, aber konsequenter Führung unterschätzt. Das ist auf den ersten Blick vielleicht ein anderes Thema.... Aber eben nur auf den ersten.... ein gut sozialisierter und geprägter Hund würde in der Hundewelt niemals los stürmen, eine Individualdistanz respektlos ignorieren etc.... Das ist genau die Fehlinterpretation so wahnsinnig vieler Hundehalter.... die Körpersprache und das Verhalten innerhalb der Hunde zu kennen und erkennen, sollte in jeder Hundeschule und für jeden Halter Pflicht sein.

  • #64

    Martina (Sonntag, 02 April 2017 19:37)

    Liebe Inga, das hat was. Der Begriff "Familienhund" ist im Grunde genommen ein "leerer" Begiff, in den von "unkompliziert" über "anspruchslos" und "kinderlieb" bis hin zu "erzieht sich praktisch selbst" alles reininterpretiert wird. So entsteht allzu oft ein riesiges Missverständnis zu Lasten des Hunder. Vor allem bei den Hundetypen, die über die Jahrhunderte für eine ganz bestimmte Aufgabe gezüchtet wurden - und jetzt plötzlich arbeitslos sind, sich dafür aber problemlos in die Familie einzufügen haben. Häufig sehen wir die dann in einem Tierheim, weil sie z.B. unablässig die Kinder der Familie "gehütet" oder "zusammengetrieben" haben. Punkto Ausdrucksverhalten kann ich dir nur Recht geben. Dieses Thema war ja ein fester Bestandteil des SKN-Theorieteils, wobei die SKN-Pflicht ja aufgehoben ist. Von daher hoffe ich, dass die Körpersprache des Hundes in den Welpen- und Junghundekursen der Hundeschulen thematisiert wird. Dann müssen sich nur noch genügend Hundehalter finden, die interessiert sind, diese Sprache verstehen zu lernen. Aus eigener Erfahrung kann ich das nur empfehlen. Schon dem besseren Miteinander mit dem eigenen Hund zuliebe. Dir und deinem Vierbeiner eine gute Zeit!